Haarlinien-Design
Die Haarlinie oder auch Stirn-Haar-Grenze ist die vielleicht auffälligste anatomische Struktur im Gesicht eines Menschen - zu vergleichen mit charakteristischen Augen oder der „prominenten" Position der Nase in der Gesichtsmitte. Kein Wunder also, dass eine zurückweichende Haarlinie das Gesicht eines Menschen (zu seinem Leidwesen) beträchtlich verändert. Ebenso spektakulär ist dann auch die Wiederherstellung bzw. die Kreation einer „neuen" natürlichen Haarlinie.
Eine delikate Angelegenheit, weil nur der perfekte Zustand zählt. Die Haarlinie muss 100%ig natürlich erscheinen. Jede Abweichung davon ist inakzeptabel. „Annähernd natürlich" oder „ein kleines bisschen unnatürlich" gibt es nicht und wäre gleichzusetzen mit „unnatürlich" und damit unbefriedigend.
Allerdings können kleine Details bereits zu einer unnatürlich erscheinenden Haarlinie führen. So kann z.B. die Verwendung von nur wenigen „Double Hair Grafts" (Transplantate mit 2 Haawurzeln) bereits einen deutlichen Puppenhaar-Effekt bewirken. Auch zu regelmässig oder zu gross gewählte Abstände zwischen den transplantierten Grafts können - selbst wenn nur stellenweise sichtbar - einen desaströsen Effekt haben.
Eine unnatürlich erscheinende Haarlinie ist für den Betroffenen in zweierlei Hinsicht eine persönliche Katastrophe:
- Zum einen ist sie aufgrund der bereits angesprochenen prominenten Stellung im Gesicht sehr auffallend und damit kaum zu verbergen. Angesichts der Tatsache, dass dies ein bleibender Zustand ist, wiegt die dadurch hervorgerufene psychische Belastung in manchen Fällen sogar schwerer als das ursprüngliche „Leiden" infolge des Haarausfalls.
- Zum anderen ist eine Korrektur einer unnatürlichen Haarlinie schwierig und zeitaufwendig und erfordert in vielen Fällen mehr als nur eine Behandlungssitzung.
Die „Ergebnisnatürlichkeit" einer transplantierten Haarlinie hat daher allerhöchste Priorität und erfordert seitens des behandelnden Arztes grosses Geschick, langjährige Erfahrung und nicht zuletzt eine „künstlerische Ader" bzw. einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik.
Die wichtigste Regel bei der Wiederherstellung einer Haarlinie ist die Nachahmung der Natur. Dadurch ergeben sich zahlreiche Aspekte, die im Laufe der Behandlung durch den behandelnden Arzt unbedingt beachtet werden mĂĽssen. Hier einige Beispiele:
Kreation einer sogenannten "no-hairline hairline"
Eine natürliche „Haarlinie" ist eben keinesfalls eine Linie, sondern vielmehr eine Übergangszone (mit zunehmender Dichte nach hinten): von wenigen, feinen Einzelhaaren im äussersten Frontbereich zu sehr dichtem Haarwuchs (nur wenige Millimeter hinter der eigentlichen Haar-"Linie"). Demnach ist der Begriff des „Haaransatzes" dann auch geeigneter als der einer „Linie". Ein natürlicher Haaransatz ist ein weicher Kontrast zwischen der unbehaarten Stirn und der behaarten Kopfhaut.
Motto der Unregelmässigkeit
Ein weiterer grundlegender Aspekt bei der Gestaltung eines natürlichen Haaransatzes ist die immer wiederkehrende und betonte Unregelmässigkeit in allen Facetten: Der Haaransatz schlängelt sich unregelmässig und buchtet sich in unregelmässigen Abständen unterschiedlich stark aus. Es finden sich Gebiete verschiedener Dichten in unregelmässigem Wechsel nebeneinander. Und auch die Einzelhaare im äussersten Frontbereich sind in ganz unregelmässiger Weise zueinander angeordnet - und zwar vollkommen unsymmetrisch und mit unregelmässig wechselnden Abständen).
Adäquate Wuchsrichtung der transplantierten Haare
Natürlich muss die Wuchsrichtung der transplantierten Haare der ursprünglichen Wuchsrichtung entsprechen, d.h. sie muss sich an den noch vorhandenen Resthaaren orientieren, auch wenn diese möglicherweise bereits weitgehend oder gar vollständig miniaturisiert sind (= Flaumhaar). Bei der Ausführung der Empfangsschlitze ist daher der Instrumenten-Einstichwinkel von ganz entscheidender Bedeutung.